Lernbegleitung
Hat Ihr Kind Schwierigkeiten und wenig Freude beim Vorlesen, liest es stockend von Wort zu Wort und kann das Gelesene danach kaum wiedergeben?
Macht Ihr Kind häufig Fehler beim Schreiben oder beim Abschreiben von Texten?
Vertauscht Wörter im Satz oder Buchstaben im Wort (z.B. b/d. p/q, u/n), lässt Buchstaben aus oder vertauscht die Reihenfolge von Buchstaben im Wort (z.B. die/dei), macht viele Dehnungsfehler z.B. ir/ihr und Fehler in der Groß- und Kleinschreibung und verwechselt die Buchstaben d/t, g/k oder v/f?
Kann Ihr Kind nicht lange still sitzen oder sich lange auf eine Sache konzentrieren?
Will es morgens nicht zur Schule gehen und klagt es über Kopf- oder Bauchschmerzen?
Lernt Ihr Kind viel, trotzdem stellen sich keine entsprechenden Lernerfolge ein?
Vielleicht fehlt Ihrem Kind aber auch die Verbindung zwischen Zahlbegriff und Menge?
Ihr Kind rechnet nicht, sondern zählt einzeln dazu, meistens unter Zuhilfenahme der Finger?
Das Erkennen der Rechensymbole fällt ihm schwer und es vertauscht häufig Ziffern (z.B. 62 statt 26)?
Hat Ihr Kind ein unzureichendes räumliches und/oder zeitliches Vorstellungsvermögen und entsprechend auch Probleme bei dem Erlernen der Uhrzeit?
Ihr Kind hat große Schwierigkeiten beim Kopfrechnen, vor allem beim Überschreiten der Zehner- und Hunderter?
Das Zählen und Rückwärtszählen gelingt Ihrem Kind nicht?
Dann ist der Verlust des Lächelns bei Ihnen beiden nicht verwunderlich.
Legasthenie und Dyskalkulie
Sicher kennen Sie auch die gut gemeinten Ratschläge der Lehrer, einfach mal mehr zu üben und irgendwann wird sich das schon auswachsen.
Manchmal gelingt es dem Kind sogar seine Schwäche durch auswendig lernen oder der Zuhilfenahme der Finger geschickt zu verheimlichen, doch das Problem bleibt und irgendwann ist es auch nicht mehr kaschierbar.
Um Ihnen und Ihrem Kind zu Helfen ihr Lächeln wiederzufinden möchte ich hier erst einmal aufklären und eine kurze Zusammenfassung der beiden Teilleistungsstörungen Legasthenie und Dyskalkulie, sowie die jeweilige Abgrenzung zu der LRS und der Rechenschwäche geben.
Genetische Ursachen
Legasthenie und Dyskalkulie sind im Menschen vorhandene genbedingte, durch Vererbung weitergegebene Veranlagungen. Durch gengesteuerte Entwicklungsprozesse im Gehirn werden die Sinneswahrnehmungen beeinflusst. Dies haben wissenschaftliche Forschungen bewiesen.
Pädagogische Definition
„Ein legasthener Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierten Teilleistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens.“
Dr. Astrid Kopp-Duller 1995
„Legasthene und dyskalkule Menschen haben eine besondere Informationsverarbeitung und dadurch bedingt eine besondere Lernfähigkeit, welche an die pädagogisch-didaktische Interventionsebene hohe Anforderungen stellt.“
Dr. Astrid Kopp-Duller 2010
Wie erkennt man Legasthenie / Dyskalkulie?
Grundsätzlich spricht man von einer Primärlegasthenie und/oder Primärdyskalkulie, wenn man Folgendes beobachten kann:
Eine zeitweise Unaufmerksamkeit des Kindes beim Schreiben, Lesen oder Rechnen, d.h. wenn es unmittelbar mit Buchstaben- und/oder Zahlensymbolen beschäftigt ist. – Differente Sinneswahrnehmungen, die nicht ausreichend für das Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens geschärft sind. – Durch unscharfe Sinneswahrnehmungen und die daraus folgende Unaufmerksamkeit entstehen Wahrnehmungsfehler.
Wie erkennt man LRS / Rechenschwäche?
Grundsätzlich spricht man von einer Lese- und Rechtschreibschwäche und/oder Rechenschwäche, wenn man Folgendes beobachten kann:
Fehlerhäufungen beim Schreiben, Lesen oder Rechnen.
Eine Lese-, Rechtschreib- oder Rechenschwäche ist eine durch besondere Umstände bedingte und erworbene Problematik im Leben des Kindes, die multikausal sein kann.
Unterschied zwischen LRS und Legasthenie
Was ist zu tun?
Interventionen müssen bei legasthenen und dyskalkulen Kindern also in allen drei Bereichen, welche die Legasthenie / Dyskalkulie bei einem Kind verursachen, erfolgen! Die Förderung verlangt ein Training an der Aufmerksamkeit und ein Training der Schärfung der Sinneswahrnehmungen, die man für das Schreiben, Lesen oder Rechnen unbedingt benötigt, und ein Training an den Symptomen. Zum Unterschied genügt es bei einem LRS-Kind oder bei einem rechenschwachen Kind, verstärkt an der Symptomatik zu arbeiten, also verstärkt das Schreiben, Lesen und Rechnen zu üben, um Erfolge zu erzielen. Natürlich dürfen sowohl bei einem legasthenen / dyskalkulen Kind als auch bei einem Kind mit LRS eventuelle Sekundärproblematiken nicht außer Acht gelassen werden.
Die Förderung
Sollten sich bei einem Kind, das einen überaus intelligenten Eindruck macht, völlig unerwartet in der Schule Probleme beim Erlernen des Schreibens, Lesens oder Rechnens ergeben, so sollte man nicht zuwarten, unter dem Motto: „Das wird sich schon von alleine geben“, sondern dem Kind, noch bevor sich Sekundärproblematiken dazugesellen, eine individuelle und gezielte und vor allem rechtzeitige Hilfestellung geben.
Die pädagogisch-didaktische Ebene:
In der Schule oder zuhause werden zuallererst Schwierigkeiten des Kindes beim Schreiben, Lesen und/oder Rechnen bemerkt. Es ist wichtig, dass Beobachtungen sowohl des Lehrers, als auch der Eltern von der jeweiligen anderen Partei ernst genommen werden. Zu vermeiden ist, sogleich von Schwäche, Störung, Krankheit oder gar Behinderung zu sprechen. Der Lehrer sollte ein grundsätzliches Wissen über die Problematik haben und die Eltern aufklären können. Doch kann es passieren, dass eine Existenz der Legasthenie oder Dyskalkulie geleugnet wird, damit man nicht Interventionen setzen muss. Die Zahl derer, die sich den Gegebenheiten verschließen, wird aber zum Glück für die Betroffenen immer geringer. Das Kind ist auf die Reaktion der Umgebung, das nötige Verständnis und die Förderung angewiesen, es kann sich selbst nicht helfen. Kein Gesetz wird dies auch je ändern können, sondern nur die Aufklärung der Menschen, nicht nur der Pädagogen, dass diese Kinder einen anderen Zugang zu der Materie des Schreibens, Lesens und/oder Rechnens haben. Nicht alle Kinder haben in allen Bereichen Schwierigkeiten, manche nur in einem Bereich. Sie brauchen einfach mehr Zeit, um es zu erlernen. Lehrer können allerdings nur bedingt Kindern mit einer Primärlegasthenie/Primärdyskalkulie – davon spricht man, wenn legasthene/dyskalkule Kinder keine psychischen und physischen Probleme aufweisen – im Rahmen des Unterrichts zur Seite stehen! In manchen Fällen ist auch eine außerschulische Hilfe durch einen Spezialisten notwendig, damit der gewünschte Erfolg eintritt. Den meisten legasthenen/dyskalkulen Kindern kann alleine durch die gezielte individuelle Hilfe eines Legasthenie- oder Dyskalkulietrainer auf pädagogisch-didaktischer Ebene geholfen werden. Voraussetzung ist ein pädagogisches Testverfahren zur Feststellung und Kategorisierung der Legasthenie/ Dyskalkulie, denn jedes Kind hat eine individuelle Ausprägung und benötigt deshalb auch individuelle Hilfe.
Die psychologische und medizinische Ebene:
Werden die Probleme legasthener/dyskalkuler Kinder nicht rechtzeitig erkannt, so entsteht aus der Primärlegasthenie/Primärdyskalkulie eine Sekundärlegasthenie/ Sekundärdyskalkulie, bei der sich zu der Problematik tatsächlich Krankheitsbilder dazugesellen. Die Ursachen dafür sind sehr vielfältig: psychische und physische Ursachen, ständige Überforderung und Frustration, Sehschwäche, Schwerhörigkeit, Körperbehinderung, Sprachauffälligkeiten oder auch familiäre Ursachen, Scheidung oder Lerndefizite, nicht adäquate Unterrichtsmethoden, aber auch Minderbegabung. Psychosomatische oder sogar psychopathologische Auffälligkeiten können speziell die Folge von ungenügender Hilfestellung sein, dann werden Interventionen von Psychologen oder Medizinern notwendig. Keinesfalls sollte aber ein Kind mit einer Primärlegasthenie/-dyskalkulie psychologisch oder medizinisch behandelt werden, denn die Legasthenie/Dyskalkulie selbst ist keine Schwäche, Störung, Krankheit oder gar Behinderung. In erster Linie muss dem Kind durch eine gezielte pädagogisch-didaktische Förderung geholfen werden. Fachkundige Legasthenie- und Dyskalkulietrainer verfügen über das wissenschaftlich fundierte notwendige Wissen, um diesen Menschen individuell zu helfen.
Die Begleitsymptome
Man beobachtet bei legasthenen/dyskalkulen Kindern eine zeitweise Unaufmerksamkeit, hervorgerufen durch differente Sinneswahrnehmungen, und auch gegebenenfalls eine Unruhe, hervorgerufen durch nicht auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmte Lernmethoden, beim Schreiben, Lesen und/oder Rechnen, die lediglich als Begleitsymptome und nicht als Krankheitsbilder gesehen werden dürfen. Andererseits gibt es Kinder, welche Konzentrationsstörungen – alle Tätigkeiten, auch das Schreiben, Lesen und Rechnen, können nur kurz und oberflächlich durchgeführt werden – und eine Hyperaktivität – vom unsteten Verhalten des Kindes ist der gesamte Tagesablauf geprägt – als echte Krankheitsbilder aufweisen. Sowohl die Begleitsymptome der Legasthenie/Dyskalkulie als auch die Krankheitsbilder gleichen sich aber leider, deshalb ist es für den Laien schwer zu erkennen, ob es sich nun um ein legasthenes/dyskalkules oder tatsächlich krankes Kind handelt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass diese Kinder auch noch zusätzlich zur Legasthenie/Dyskalkulie diese Krankheitsbilder aufweisen können, wenn die Anzahl derer auch sehr gering ist. Eine Feststellung ist durch Beobachtung möglich. Wenn das Kind sich mit Tätigkeiten, die nichts mit Schreiben, Lesen und Rechnen zu tun haben, sehr intensiv und ausdauernd befassen kann und die Unruhe erst mit Schuleintritt oder später begonnen hat, so kann man davon ausgehen, dass es sich lediglich um Begleitsymptome handelt.
(Quick Reference Map)
Das bedeutet für Sie also, dass einfache Nachhilfe sowie alle Versuche, den Lernstoff durch vermehrtes Erklären und Üben zu bewältigen, nicht zum gewünschten Erfolg führen werden. Eine Dyskalkulie/Legasthenie kann nur durch ein individuell abgestimmtes, ganzheitliches Training der Aufmerksamkeit, der Sinneswahrnehmungen und der gezielten Arbeit an den Fehlerschwerpunkten abgeschwächt werden.
Im Gegensatz zur Dyskalkulie/Legasthenie wird die Rechenschwäche/LRS durch psychische oder physische Ursachen, familiäre Umstände, Lerndefizte oder falsche Lernmethoden hervorgerufen. Durch Aufarbeiten des versäumten Stoffes kann eine Rechenschwäche/LRS behoben werden.
Förderdiagnostisch muss in beiden Fällen der Ist-Stand im Rechnen/Lesen und Schreiben erhoben werden. Mit der richtigen Unterstützung kann jedes Kind seine Rechenleistung/Lese- und Schreibleistung verbessern und das ist das Ziel meiner Arbeit.
Ich betrachte die vorliegenden Schwierigkeiten also nicht isoliert, sondern arbeite systematisch mit Ihrem Kind und Ihnen, damit Sie wieder gemeinsam Lächeln können.